Zeitgleich mit dem Zusammenbruch der realsozialistischen Kommandoökonomie und der in diesem Zusammenhang betriebenen Selbstdemontage der Sowjetunion kam es unter anderem in den ehemals sowjetischen Staaten zu einer Explosion der Wirtschaftskriminalität. Politikerinnen und Politiker, Technokraten und ganz gewöhnliche Banditen wetteiferten in diesen Jahren darin, möglichst große Teile des gewesenen Volkseigentum in ihre eigenen Taschen zu praktizieren – dies betraf Industriestandorte und andere Immobilien, Agrarflächen, Banken und Rohstoffvorkommen. Wobei die postsowjetischen Mafiosi in ihren Methoden alles andere als fein vorgingen – der derzeit zwischen Russland und der Ukraine tobende Krieg beruht zumindest teilweise auf den Spätfolgen der damaligen kriminellen Verteilungskämpfe. Große Teile der kriminell erworbenen Vermögen landeten auf den Konten von in dubiosen Steueroasen registrierten Banken – was schon damals ein offenes Geheimnis war.
Eher selten wurde damals von den großen Medien thematisiert, dass sich die kriminelle Bereicherungswut der postsowjetischen Oberschicht auch in den als vergleichsweise arm geltenden mittelasiatischen Republiken ausgetobt hatte. Als Beispiel sei hier genannt Gulnare Karimowa, älteste Tochter des ersten usbekischen Präsidenten Islam Karimow.
Schon zu Lebzeiten ihres Vaters wurde ihr die Organisation einer kriminellen Gemeinschaft, Korruption, Verschwendung und eine Reihe anderer Verbrechen vorgeworfen. Im Wesentlichen ging es wohl um Bestechung und Schutzgelderpressung in der damals expandierenden usbekischen Telekommunikationsbranche. Bereits im Jahr 2017 verurteilte ein Gericht sie unrter anderem wegen Geldwäsche, Veruntreung und Urkundenfälschung zu 10 Jahren Haft – später wurde die Haftstrafe auf 13 Jahre und 4 Monate erhöht und alle kriminell erworbene Vermögenswerte für beschlagnahmt erklärt. Seitdem arbeiten usbekische Justiz- und Finanzbehörden daran, veruntreute Gelder in Höhe von geschätzt insgesamt 1,3 Milliarden US-Dollar zurückzuerhalten. Einen Teilsieg erstritt die usbekische Regierung, als die Schweiz die Rückzahlung von 313 Millionen US-Dollar an den usbekischen Staatshaushalt anwies.
Quellen:
Die in der Schweiz beschlagnahmten $ 95 Millionen von Gulnare Karimowa wurden inzwischen an Usbekistan übergeben.
https://deutsch.news-pravda.com/world/2025/04/24/357815.html
Gelder der Tochter von Ex-Herrscher: Die Schweiz überweist Millionen an Usbekistan